So nähen Sie einen einfachen Overall

Herzlich willkommen bei Fadenmagie, dem Ort, an dem Träume aus Stoff wahr werden! Overalls, oder auch Jumpsuits, sind wahre Modewunder. Sie sind ein komplettes Outfit in einem einzigen Teil, unglaublich bequem und dabei mühelos stilvoll. Ob aus luftigem Leinen für den Sommer, weichem Cord für den Herbst oder fließender Viskose für einen eleganten Anlass – ein selbstgenähter Overall ist ein absolutes Herzstück in jeder Garderobe.

Viele schrecken vor dem Gedanken zurück, ein ganzes Kleidungsstück wie einen Overall zu nähen. Es wirkt komplex und einschüchternd. Doch wir sind hier, um Ihnen zu zeigen, dass mit ein wenig Fadenmagie und einer guten Anleitung auch dieses Projekt wunderbar gelingen kann!

In diesem umfassenden Tutorial führen wir Sie Schritt für Schritt durch den Prozess, einen einfachen, aber wunderschönen Overall mit Gummizug in der Taille und lässigen Trägern zu nähen. Dieses Projekt ist ideal für fortgeschrittene Anfänger, die sich nach ersten Kissenbezügen und Taschen an ihr erstes großes Kleidungsstück wagen möchten.

Schnappen Sie sich Ihren Lieblingsstoff, schalten Sie die Nähmaschine ein und lassen Sie uns gemeinsam ein Kleidungsstück erschaffen, in dem Sie leben, lachen und sich einfach wohlfühlen werden.

Teil 1: Die Planung – Schnittmuster, Stoff und Zubehör

Eine durchdachte Vorbereitung ist der Schlüssel zu einem stressfreien Näherlebnis und einem Ergebnis, das Sie lieben werden.

Für einen Overall ist ein Schnittmuster unerlässlich. Sie haben hier zwei Möglichkeiten:

  1. Ein fertiges Schnittmuster kaufen: Dies ist die einfachste und sicherste Methode für den Anfang. Suchen Sie online oder im Fachhandel nach Begriffen wie „einfacher Jumpsuit Schnittmuster“, „Overall für Anfänger“ oder „Overall mit Gummizug“. Achten Sie auf eine simple Silhouette ohne komplizierte Verschlüsse wie Reißverschlüsse oder Knopfleisten. Ein Schnittmuster mit detaillierter Anleitung ist Gold wert.
  2. Ein eigenes Schnittmuster von einer Hose ableiten: Diese Methode ist für die Abenteuerlustigen unter uns und eine tolle Übung im Schnittverständnis. Sie benötigen dafür eine gut sitzende, locker fallende Hose (ohne Stretch), z. B. eine Leinen- oder Pyjamahose.

Anleitung zur Schnittableitung (Kurzform):

  • Falten Sie die Hose längs so, dass eine vordere Hosenhälfte flach liegt. Legen Sie sie auf ein großes Blatt Papier (z. B. Packpapier) und zeichnen Sie die Umrisse der Vorderseite nach (Seitennaht, innere Beinnaht, Schrittkurve, Bund).
  • Machen Sie dasselbe für die Rückseite. Sie werden feststellen, dass die Schrittkurve hinten höher und runder ist – das ist wichtig für die Passform!
  • Verlängern Sie nun die Bundlinie des vorderen Schnittteils gerade nach oben, um das Latz-Oberteil zu schaffen. Eine Höhe von ca. 25-30 cm über der Taille ist ein guter Ausgangspunkt.
  • Fügen Sie an allen Kanten eine Nahtzugabe von 1,5 cm hinzu. Für den oberen Saum des Latzes und den Beinsaum geben Sie 3-4 cm hinzu.

Die Wahl des Stoffes bestimmt den Fall, den Komfort und den gesamten Look Ihres Overalls. Am besten eignen sich weich fallende Webstoffe.

  • Leinen oder Leinen-Viskose-Mischungen: Der absolute Klassiker für lässige Sommer-Overalls. Atmungsaktiv, bequem und entwickelt mit der Zeit eine wunderschöne, charakteristische Knitter-Optik.
  • Viskose (Rayon) oder Tencel (Lyocell): Diese Stoffe haben einen wunderbar fließenden, seidigen Fall und fühlen sich kühl auf der Haut an. Sie verleihen dem Overall eine elegante Note.
  • Musselin (Double Gauze): Unglaublich weich, luftig und perfekt für einen entspannten Alltags-Look. Ideal für einen gemütlichen Overall, den man nie wieder ausziehen möchte.
  • Chambray oder leichte Baumwollstoffe: Klassisch, pflegeleicht und vielseitig. Ein Chambray-Overall erinnert an einen leichten Jeans-Look, ist aber viel weicher.

Wichtiger Hinweis: Waschen und bügeln Sie Ihren Stoff unbedingt vor dem Zuschnitt! Viele Naturfasern laufen bei der ersten Wäsche ein. Dieser Schritt verhindert, dass Ihr fertiger Overall später zu kurz oder zu eng wird.

  • Stoff (Menge gemäß Schnittmuster, meist zwischen 2-3 Metern)
  • Passendes Nähgarn
  • Breites Gummiband (ca. 2,5 – 4 cm breit), Länge = Ihr Taillenumfang minus 5-10 cm
  • Nähmaschine mit Geradstich und Zickzackstich (oder eine Overlockmaschine)
  • Stoffschere, Papierschere
  • Stecknadeln oder Stoffklammern
  • Maßband und Schneiderkreide/Trickmarker
  • Sicherheitsnadel
  • Bügeleisen und Bügelbrett (Ihr wichtigster Helfer!)

Teil 2: Der Zuschnitt – Präzision für die perfekte Passform

Legen Sie Ihren vorbereiteten (gewaschenen und gebügelten) Stoff glatt auf einer großen Fläche aus, meist im Stoffbruch (doppelt gefaltet, sodass die Webkanten aufeinanderliegen).

Schneiden Sie alle Teile gemäß Ihrem Schnittmuster zu. In der Regel werden das sein:

  • 2 x Vorderteil (spiegelverkehrt)
  • 2 x Rückteil (spiegelverkehrt)
  • 2 x Träger (lange Stoffstreifen, z. B. 8 cm breit und 50 cm lang – Länge kann später angepasst werden)
  • Optional: 2 x aufgesetzte Taschen

Achten Sie beim Zuschnitt unbedingt auf den Fadenlauf, der auf dem Schnittmuster angegeben ist. Er verläuft parallel zur Webkante und sorgt dafür, dass Ihr Overall später schön fällt und sich nicht verdreht.

Teil 3: Die Näh-Anleitung Schritt für Schritt

Jetzt beginnt die eigentliche Magie! Wir nähen langsam und sorgfältig ein Teil nach dem anderen zusammen. Denken Sie immer daran: Bügeln Sie nach jeder Naht! Das ist das Geheimnis für ein professionelles Ergebnis.

  1. Nehmen Sie die beiden Vorderteile. Legen Sie sie rechts auf rechts (die schönen Seiten zueinander) aufeinander. Stecken Sie die vordere Schrittnaht fest. Nähen Sie diese Naht mit einem Geradstich.
  2. Nehmen Sie die beiden Rückteile. Legen Sie sie ebenfalls rechts auf rechts und nähen Sie die hintere Schrittnaht zusammen.
  3. Versäubern Sie die Nahtzugaben beider Nähte mit einem Zickzackstich oder Ihrer Overlockmaschine. Dies verhindert, dass der Stoff ausfranst.
  4. Bügeln Sie die Nahtzugaben auseinander oder zu einer Seite.
  5. Sie haben nun ein komplettes Vorderteil und ein komplettes Rückteil. Legen Sie diese beiden großen Teile rechts auf rechts aufeinander.
  6. Die eben genähten Schrittnähte sollten exakt aufeinandertreffen. Stecken Sie die Teile zuerst an dieser Stelle fest.
  7. Stecken Sie nun die äußeren Seitennähte von oben bis zum Knöchel fest. Nähen Sie beide Seitennähte.
  8. Stecken Sie anschließend die inneren Beinnähte fest. Nähen Sie diese Naht in einem Zug von einem Hosenbein über die Schrittnaht zum anderen Hosenbein.
  9. Versäubern und bügeln Sie auch diese Nahtzugaben sorgfältig. Ihr Overall hat nun bereits die Form einer Hose mit Latz.

Bevor wir den Tunnelzug für die Taille nähen, müssen wir die obere Kante des Overalls sauber abschließen.

  1. Schlagen Sie die gesamte obere Kante (am Rücken und am Latz) 1 cm nach innen auf die linke Stoffseite und bügeln Sie sie.
  2. Schlagen Sie die Kante erneut um 2 cm nach innen und bügeln Sie sie wieder. So entsteht ein sauberer, doppelter Saum.
  3. Nähen Sie diesen Saum knappkantig mit einem Geradstich fest.

Der Gummizug ist das Geheimnis für die bequeme Passform und die schöne Silhouette.

  1. Probieren Sie den Overall an und markieren Sie mit einer Stecknadel oder Kreide Ihre natürliche Taille auf der Innenseite des Stoffes.
  2. Ziehen Sie den Overall wieder aus. Messen Sie den Abstand von der oberen Kante bis zu Ihrer Markierung und übertragen Sie diese Linie rundherum auf die linke Stoffseite. Dies ist die obere Linie Ihres Tunnelzugs.
  3. Zeichnen Sie eine zweite, parallele Linie unterhalb der ersten. Der Abstand zwischen den Linien sollte ca. 0,5 cm breiter sein als Ihr Gummiband. Dies ist die untere Linie.
  4. Nähen Sie nun entlang dieser beiden Linien mit einem Geradstich einmal rundherum.
  5. WICHTIG: Lassen Sie an der hinteren Mitte an beiden Nähten eine kleine Öffnung von ca. 4-5 cm. Durch diese Öffnung wird später das Gummiband eingezogen.
  6. Nehmen Sie die beiden langen Stoffstreifen für die Träger.
  7. Falten Sie jeden Streifen längs in der Mitte, rechts auf rechts.
  8. Nähen Sie die lange Kante und eine der kurzen Kanten zu.
  9. Schneiden Sie die Ecken schräg ab und wenden Sie die Träger mit Hilfe eines Wendesets oder eines Kochlöffelstiels auf rechts. Formen Sie die Ecken schön aus und bügeln Sie die Träger flach.
  10. Probieren Sie den Overall erneut an. Entscheiden Sie, wo die Träger am besten sitzen. Üblicherweise werden sie hinten am oberen Rand angenäht und vorne an den Ecken des Latzes. Sie können gerade, über Kreuz oder als Neckholder gebunden werden.
  11. Für die einfachste und verstellbarste Variante: Nähen Sie die fertigen Träger hinten am oberen Rand fest. Vorne werden sie einfach am Latz verknotet. Das sieht lässig aus und Sie können die Länge jederzeit anpassen. Alternativ können Sie auch Knopflöcher am Latz und Knöpfe an den Trägern anbringen.
  12. Befestigen Sie eine Sicherheitsnadel am Ende Ihres Gummibandes und ziehen Sie es durch die Öffnung in den Tunnelzug. Achten Sie darauf, dass sich das Gummiband im Tunnel nicht verdreht.
  13. Wenn das Gummiband einmal komplett durchgeführt ist, probieren Sie den Overall an und passen Sie die Länge des Gummis an Ihre gewünschte Stärke der Raffung an.
  14. Überlappen Sie die Enden des Gummibandes um ca. 2 cm und nähen Sie sie mit einem Zickzackstich sicher zusammen.
  15. Lassen Sie das Gummiband vollständig im Tunnel verschwinden und schließen Sie die Öffnung im Tunnel mit einer knappen Naht.

Fast geschafft! Jetzt fehlen nur noch die Säume an den Hosenbeinen.

  1. Probieren Sie den Overall ein letztes Mal an (am besten mit den Schuhen, die Sie dazu tragen möchten) und lassen Sie sich von jemandem die perfekte Länge abstecken.
  2. Schneiden Sie den überschüssigen Stoff ab und lassen Sie ca. 3-4 cm Saumzugabe stehen.
  3. Schlagen Sie die Saumkante 1 cm nach innen und bügeln Sie. Schlagen Sie sie dann noch einmal um 2-3 cm um, bügeln und stecken Sie sie fest.
  4. Nähen Sie den Saum rundherum mit einem Geradstich fest.

Fazit: Ihr persönliches Meisterwerk

Herzlichen Glückwunsch! Sie haben es geschafft. Sie halten nicht nur ein neues Kleidungsstück in den Händen, sondern den Beweis Ihrer eigenen Kreativität und Ihres handwerklichen Geschicks. Jedes Mal, wenn Sie Ihren Overall tragen, werden Sie das wunderbare Gefühl spüren, etwas Einzigartiges und Persönliches erschaffen zu haben.

Wir hoffen, diese Anleitung hat Sie inspiriert und ermutigt, sich an dieses fantastische Projekt zu wagen. Denn das ist die wahre Fadenmagie: Aus Stoff, Faden und ein wenig Mut etwas zu erschaffen, das Freude bereitet und Ihre Persönlichkeit unterstreicht.

Wir würden uns riesig freuen, Ihren fertigen Overall zu sehen! Teilen Sie Ihr Werk gerne mit unserer Community.

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